Candlesticks können sowohl einzeln wie auch gemeinsam als Candlestick-Formationen mit anderen Kerzen analysiert und für die Prognose zukünftiger Entwicklung verwendet werden. In diesem Artikel gehen wir auf einige der wichtigsten Formationen ein.

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Candlestick-Formationen – Grundlagen

Candlesticks finden in der Praxis sowohl zur leichteren Visualisierung des Marktgeschehens wie auch als Instrument zur Erstellung von Kursprognosen Verwendung. Dazu kann man nach verschiedenen Zusammensetzungen der Kerzen Ausschau halten und dann die Kombinationen als Grundlage für die weitere Trajektorie des Wertpapiers einsetzen.

Dabei können Candlestick-Formationen aus einzelnen Kerzen oder auch aus der Kombination mehrerer Kerzen bestehen. In der Regel setzen sich diese Formationen aus nicht mehr als fünf solcher Kerzen zusammen und können als Bestätigung einer Fortsetzung des Trends oder dessen Umkehr interpretiert werden. In Wahrheit ist aber die Zahl der Trendumkehr-Formationen deutlich höher, weshalb sich diese besonders gut für Trader eigenen, die sich gerne auf Gegenbewegung während länger andauernder Trends fokussieren.
Diese Candlestick-Formationen sind anhand der Kerzencharts deutlich schneller und einfacher erkennbar, als dies zum Beispiel bei Bar-Chart der Fall ist.

Auch dürfen die Formationen niemals völlig losgelöst von der vorhergehenden Entwicklung des Marktes gesehen werden. Sie sollten also immer im Kontext der vorhergehenden Entwicklung betrachtet werden. Selbsterklärend ist hier natürlich, dass zum Beispiel in einem aufwärtsgerichteten Trend, keine bullishe Trendumkehr erfolgen kann, sondern nur bei einem Abwärtstrend.

Aus diesem Grund ist es also von höchster Bedeutung bevor man bestimmte Formationen sucht, zuerst den jeweiligen Trend zu bestimmen und erst danach nach solchen Zusammensetzungen Ausschau zu halten.

Der erfahrene Trader weiss aber, dass, wie bei anderen charttechnischen Methoden auch, Candlestick-Formationen nicht unfehlbar sind, sondern immer als aktuelles Stimmungsbild gesehen werden müssen, welches ein gute Indikation über zukünftige Entwicklungen geben kann. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Genau diese Aktualität und Zeitnähe der Candlestick-Charts ist es auch, was sie so populär macht. Denn ohne jeglichen Time-Lag können die Chart-Verläufe unkompliziert analysiert und dann auch die richtigen Handelsalternative gewählt werden. Empfehlenswert ist zudem Candlesticks zusammen mit anderen Analyse-Methoden zu kombinieren, wodurch deren Effektivität signifikant nochmals gesteigert werden können. Nach Sichtweise der japanischen Candlestick-Experten können dutzende Candlestick-Formationen  gefunden werden, die sich sehr zwar ähneln können aber auch signifikante Unterschiede aufweisen können. In diesem Artikel werden wir auf einige der wichtigsten eingehen.  Leser die sich umfassender mit der Materie beschäftigen wollen, ist die Lektüre der Candlestick-Bibel von Steven Nison „Technische Analyse mit Candlesticks“ zu empfehlen.

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Candlestick-Formationen: Die wichtigsten Typen

Hammer und Hanging Man

Ohne Zweifel zählen der Hammer und der Hanging Man zu den wichtigsten Kerzenformen. Laut Definition wird ein Hammer als Kerze mit nur kleinem Körper, dafür aber mit einem langen Schatten nach unten verstanden. Der lange Schatten sollte nach der klassischen Theorie mindestens doppelt so lange sein wie der Körper der Kerze.
Der Hammer ist eine wichtige Kerzenform mit Haussebedeutung. Als klassischer Hammer wird eine Kerze bezeichnet, die einen kleinen oberen Kerzenkörper (schwarz oder weiß) ohne oberen Schatten (oder mit einem sehr kleinen oberen Schatten) besitzt und einen langen unteren Schatten, der mindestens doppelt so lang sein sollte wie der Kerzenkörper des Hammers.

Die Idee hinter dem Hammer ist, dass die Verkaufswelle innerhalb der Periode gescheitert ist und die Kurse sich relativ schnell von den Tiefständen entfernen konnten. Für sich alleine genommen kann ein Hammer als Indikation für eine mögliche Trendumkehr nach einem Abwärtstrend gesehen werden.
Spiegelverkehrt sieht es beim Hanging-Man aus. Dabei formt sich nach einem Aufwärtstrend ein Kerzenkörper mit einem relativ langen Schatten nach oben. Es gilt der Umkehrschluss zum Hammer. Der Hammer deutet eine mögliche Umkehr des aufwärtsgerichtet Trends an. In der Regel macht es Sinn sowohl beim Hammer als auch beim Hanging Man Sinn die weitere Entwicklung zu berücksichtigen, um die Ausbildung adäquater Formationen abzuwarten.

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.Abbildung1: Hammer und Hanging Man

 

Engulfing Pattern

Während es sowohl beim Hammer als auch beim Hanging-Man um einzelne Kerzen geht, welche lediglich im Kontext des vorhergegangenen Verlaufes interpretiert werden müssen, handelt es sich beim Engulfing Pattern um eine Formation, die aus mehreren Kerzen besteht. Was versteckt sich also hinter dem Engulfing Pattern?
Hier folgt eine lange weiße Kerze einer schwarzen im Rahme eines Abwärtstrends. Unter „Engulfing“ versteht man verschlingen, also dass die weiße Kerze die schwarze verschlingt und damit die Trendumkehr einleitet. Dazu ist eben erforderlich, dass die weisse Kerze die schwarze komplett umschlingt.

Umgekehrtes gilt natürlich für ein Bearish-Engulfing-Pattern, bei dem nach einem Aufwärtstrend eine lange schwarze Kerze nach einer weißen Kerze auftritt und diese vollständig umschlingt.
Zwei Aspekte sind hierbei von entscheidender Bedeutung: die Länge der Kerze und die Relation zu den vorangegangenen Candles. Je größer der Längen-Unterschied der umschlingenden zur umschlungenen Kerze ist, desto signifikanter ist auch die Umkehr zu interpretieren.

Beim Engulfing-Pattern geht generell den dominierenden Trendtradern langsam die Puste aus und mit der Richtungsänderung bekommen jene Teilnehmer die auf einen Konter-Trade setzen Oberhand. Sie erwischen damit viele Händler welche erst spät eingestiegen sind, auf dem falschen Fuß. Durch den späten Einstieg spüren diese den Druck sehr früh und sehen sich gezwungen ihre Positionen rasch zu schließen, was die Gegenbewegung dann noch zusätzlich beschleunigt.

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.Abbildung 2: Bullish and Bearish Engulfing

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Harami Muster und Harami Cross

Während beim Engulfing Pattern die vorhergehende Kerze vollkommen eingeschlossen wird, befindet sich beim Haramit-Muster der aktuelle Kerzenkörper innerhalb des gestrigen. Die Erklärung für dieses Umkehrsignal ist, dass nach einem starken Trend, es zu einem Tag mit nur sehr geringen Kursbewegungen kommt, also zu einem nachlassen der Trendbewegung. Der Markt bereits sich so auf eine hoch wahrscheinliche Richtungsänderung vor.
Je kleiner dabei der Körper des Haramis ausfällt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit auf einen Umschwung, da der Nachdruck in der beherrschend Marktbewegung deutlich nachzulassen scheint.

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Abbildung 3: Harami Muster und Cross

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Candlestick-Formationen – Fazit

Beim Umgang mit Candlestick-Formationen wird oft der Fehler gemacht, diese bereits als Signale zu interpretieren. Signale müssen aber stets das Resultat der Entwicklung einer funktionierenden Strategie oder Handelssystems sein. Somit können Candlestick-Formationen nie mehr als ein kleiner Teil des Systems sein.  Der richtige Umgang besteht aus einer Analyse des vorherrschenden Trends, eventuell die Definition nach signifikanten Unterstützungs- oder Widerstandszonen und dann erst die Suche nach erfolgreichen Kerzenmustern. Mit der erfolgreichen Umsetzung dieser Abläufe, können Sie aber ohne Zweifel Ihre Handelsergebnisse entscheidend verbessern und das Trading-Konto rasant anwachsen lassen.