Wenig deutete in Bill Gross Jugend auf eine derartig steile Karriere hin. Nach einem fast fatalen Autocrash, entwickelte aber der Bond King eine fast obsessive Ambition, die ihm dabei helfen sollte in den 40 Jahren an der Spitze von PIMCO über zwei Milliarden Dollar zu verdienen. Lesen sie hier seine spannende Lebensgeschichte und was sie für ihr eigenes Trading lernen können.
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Unauffälige Jugend
Neben Warren Buffet, George Soros und Jim Rogers zählt auch Bill Gross zu den größten Investoren aller Zeiten. Mit seinem 1971 gegründeten Investment-Haus dominierte er über Jahrezehnte die globalen Anleihemärkte und konnte damit auch immer wieder politischen Druck auf die hochverschuldeten Staaten dieser Welt ausüben.
Geboren wurde Bill im ruhigen Ohio als Sohn einer Hausfrau und eines Stahlvertreters und genoss dort eine presbyterianische Erziehung.
Obwohl er in der Schule und später auf der Duke University generell nicht schlecht abschnitt, deutete in frühen Jahren wenig auf eine deartig steile Karriere hin.
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Autounfall verändert Bill Gross Leben
Ein Autounfall bei dem er fast ums Leben kam und bei dem sein Skalp aufgeschnitten wurde, sollte aber sein Leben grundlegend ändern. Die Rehab im Krankenhaus verbrachte er nämlich damit das berühmte 1966 erschienene Buch Eduard Thorpes „Beat the Dealer: A Winning Strategy for the Game of Twenty-One“ zu studieren. Dieses Buch lehrte dem jungen Studenten das Kartenzählen beim Black-Jack und auch die grundlegenden Prinzipien des richtigen Money-Managments.
Es sollte ihn dermaßen inspirieren, dass er nach seinem Abschluss in Psychologie und einem MBA an der UCLA es zunächst in Las Vegas als Black-Jack-Profi erfolgreich probierte.
In der Stadt der Sünde schaffte er es aus $2.000 Anfangskapital in einigen Wochen über $10.000 zu machen.
Viel wichtiger aber für seine zukünftige Entwicklung aber war, dass er in dieser Zeit sehr viel Praxiserfahrung im Umgang mit Wahrscheinlichkeiten und dem richtigen Risiko-Managment sammeln konnte. Später machten ihn diese Eigenschaften und ein unbändiger Wille berühmt zu werden, zudem was er heute ist. Einer der größten Investoren aller Zeiten.
Nach dieser Erfahrung, bei der er teilweise 20 Stunden am Tag an den Black-Jack-Tischen sitzen musste, erkannte er dass ihn mathematische Herausvorderungen und Spiele extrem reizten.
Und was ist die erwachsene Form des Glückspiels? Natürlich das bunte Treiben an den Finanzmärkten.
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Von der Stadt der Sünde in die Lebensversicherungsbranche
Zunächst konnte er aber keinen Job als Aktienanalyst bekommen und so wurde er Kredit-Analyst für eine lokale Versicherung in Newport Beach. Dieser Job klang nicht nur langweilig, er war es auch. Einen Großteil seiner Zeit dort musste er damit verbringen Anleihecoupons händisch auszuschneiden sodass der Versicherung die entsprechenden Zinsen zugewiesen werden konnten.
Den in der Zwischenzeit fast obsessiven Investment-Guru, der nach seinem Autounfall trotz partiellem Nierenversagen unter anderem in 6 Tagen über 200 Kilometer von San Francisco nach Carmel gelaufen war, schmeckte dies nicht und so überzeugte er die Geschäftsführung der Versicherung gemeinsam mit ihm die Pacific Investment Management Company (PIMCO) zu gründen.
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Dank mathematischer Modelle mit PIMCO zum Erfolg
Das Ziel eines der besten Investment-Häuser der Welt zu führen, hatte Bill Gross von Anbeginn. Zur Überraschung der Geschäftsführung der Pacific Mutual Life informierte er beim ersten Meeting Mitarbeiter und Kunden, dass sich PIMCO in kurzer Zeit zum besten Anleihenhaus der Landes entwickeln werde. Noch überraschender als diese Ankündigung war aber dass es PIMCO im Nu dann auch schaffte.
Anders als viele seiner Konkurrenten welche Anleihen einfach kauften und sich bis zum Verfallstag ins Portfolio legten, entwickelte er hochkomplexe mathematische Formeln um diese Anleihen auch immer wieder Zwischendurch zu handeln. Damit ließ er die Konkurrenz deutlich hinter sich und outperformte den Anleihe-Markt kontinuierlich.
Diesen mathematischen Formeln lagen makro-ökonomische Einschätzungen zugrunde, mit denen er deutlich öfter richtig lag als andere Investmenthäuser und Banken.
Besonders gut war PIMCO einerseits dabei schmerzhaften Fallen aus dem Weg zu gehen und andererseits in attraktiven Situationen das Risiko signifikant zu erhöhen. Ein gutes Beispiel für diese Fähigkeit war die Hypothekarkredit-Krise des Jahres 2008 in den USA.
Während andere Fonds versuchten mit minderwertigen Hypothekardarlehen die Gesamtperformance ihrer Portfolios zu verbessern, entschloss sich PIMCO zehn seiner Mitarbeiter quer über das Land zu schicken und Hypothekarkredite zu beantragen. Die laxen Standards die seine Mitarbeiter bei den meisten Banken und Hypothekarhäuser vorfanden, ließen bei Bill Gross die Alarmglocken läuten. So entschloss er sich Hypothekardarlehen radikal aus seinen Anleihefonds herauszunehmen.
Diese Entscheidung alleine ersparte seinen Investoren während der Krise Milliarden an US-Dollar und half ihm seinen Ruf als Bond-König weiter einzuzementieren.
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Verwaltetes Vermögen entspricht 2014 60% des deutschen BIP
Mit der wachsende Reputation, stieg auch kontinuierlich das verwaltete Vermögen von PIMCO an.
Es betrug im Jahr 2014 sage und schreibe $2 Billionen, was mehr als 60% des deutschen Bruttoinlandsprodukt entspricht.
Diese Entwicklung machte nicht nur viele seiner Investoren reich, auch der Investment-Guru selber konnte ein schier unglaubliches Vermögen in drei Jahrzehnten von mehr als zwei Milliarde US-Dollar aufbauen.
Wie bei vielen Narzisten vor ihm, waren aber Ego und Ambition für den PIMCO-Gründer nicht nur Segen sondern auch Fluch. Die hoch kompetitive Persönlichkeit und sein Bedürfnis ständig im Rampenlicht zu stehen, machte ihm intern wie extern wenig Freunde und so verlor er nach und nach seine Verbündeten.
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Abschied Bill Gross nach diversen Kontroversen
Nach diversen Kontroversen mit seinem langjährigen Partners bei PIMCO – El Erian – verabschiedete sich auch dieser im Jahr 2013.
Ein Jahr später verließ Bill Gross dann selbst, das in der Zwischenzeit zum Allianz Konzern gehörende Investment-Haus. Jahrelange interne Konflikte mit dem streitbaren Unternehmensgründer hatten die Atmosphäre bei PIMCO so stark verschmutzt, dass kein anderer Ausweg mehr als der Rücktritt blieb.
Bill Gross wäre aber nicht Bill Gross, wäre er mit 70 – Jahren still und heimlich in Pension gegangen, und so heuerte er beim wesentlich kleineren Janus Investment-Haus an, wo er heute das relativ bescheidene Anleihe-Geschäft verwaltet. Den Janus Aktien (NYSE: JNS) tat dieser Wechsel sichtlich gut, denn die Aktien legten nach dieser Ankündigung über eine Milliarde US-Dollar zu.
Mit nun 71 Jahren haben sich aber seine Prioritäten in der Zwischenzeit deutlich verschoben. War der „Bond-King“ Bill Gross früher nach Ruhm, Macht und Vermögensaufbau aus, so kümmert er sich in seinem letzen Lebensabschnitt mehr um den Nachlass. Er hat bereits über $600 Millionen an seine Stiftung für wohltätige Zwecke gespendet und in den nächsten Jahren soll auch der Rest seines Vermögens dort landen.
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Die Lehren vom Bond King
Obwohl sich Bill Gross Erfolg natürlich für die kleinen Anleger und Trader nicht 1-zu-1 übertragen lässt, kann man dennoch einige Lektionen vom großen Meister lernen.
Die Wichtigste ohne Zweifel ist, dass vorsichtiges Risiko-Managment (also das vermeiden von grösseren Crashes) gepaart mit gelegentlicher Aggressivität in attraktiven Situationen, wie auch beim Black-Jack langfristigen Erfolg garantieren. Auch wenn es unter Umständen nicht für den neuen Bond-King reichen sollte, sollte diese Lektion jedem ernsthaften Händler hinter die Ohren geschrieben werden.
Bildquelle: (ganz oben rechts) Bill Gross von nerdwallet.com/blog/investing