Queen-ruiniert-Nick-Leeson-verzockt-1-Milliarde-euro

In dieser Serie berichten wir über die größten Verluste die professional Trader gebaut haben und fangen mit Nick Leeson an. Mit seinen Trading – Verlusten in den 90er Jahren führte er die 200 Jahre alte Barings Bank, der Privat Bank der Queen, in die Insolvenz. Lesen Sie hier wie ein einzelner professional Trader es schaffte eine traditionsreiche Bank in den Konkurs zu schicken…

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Schlechte Nachrichten kamen per Fax

In den 90er Jahren wurden dringende Nachrichten immer mit dem Fax gesendet. Und es ist jetzt schon rund 20 Jahre her, dass eine davon auf dem Schreibtisch von Peter Baring, Vorstandsvorsitzenden der altehrwürdigen Barings Bank, landete. Gesendet von einem jungen Mitarbeiter aus Singapur. Es war Nick Leeson, der in dem Fax lapidar mitteilte dass er krank sei und zudem auch kündigen wolle. Es war die letzte eine Serie von Lügen die er seinen direkten und indirekten Vorgesetzten in den letzten Monaten erzählt hatte.

Er war gar nicht krank, sondern auf der Flucht in einem Luxushotel in Malaysia nachdem er für damalige Verhältnisse gigantische 832 Millionen Pfund in Trading-Verlusten angesammelt hatte. Das Fax langte am 23. Februar 1995 ein, am 26. Februar hatten die Insolvenzverwalter bereits die älteste Bank der Londoner City, die seit 1762 ohne Unterbrechung operativ gewesen war, übernommen um sie nach diesem Riesenverlust vor dem kompletten Kollaps zu bewahren. Ein einziger Trader hatte mit einigen fehlgeschlagenen Wetten, eine mehr als 200 Jahre alte Institution des wichtigsten Finanzzentrums der Welt einfach so ausgelöscht.
Zwanzig Jahre später ist Nick Leeson und die Barings Bank vielen noch ein Begriff, auf wenn es seit dem viele andere Bankimplosionen wie Lehman Brothers, ABN Ambro oder der Hypo Real Estate gegeben hat, wo wesentlich größere Beträge vernichtet wurden und die nur durch Haftungen der Steuerzahler nicht zu einem finanziellen Armageddon geführt haben.

Einerseits ist dies auf das Drama der Flucht und der darauffolgenden Festnahme Leesons zurückzuführen, welche dann im Hollywood – Streifen „Das schnelle Geld – Die Nick-Leeson-Story“ (DVD hier bei Amazon) gebührend aufgebauscht wurde. Andererseits zeigt der Barings Bank Fall auch eindrucksvoll wie wenig die Chefetage oft vom Tagesgeschäft in den Finanzinstitutionen wirklich verstehen und daher wenig gegen gezielten Betrug und Vertuschungen von Mitarbeiterseite unternehmen können.

Hauptsächlich ist aber dieser Fall so faszinierend weil die enormen Handelsverluste eigentlich aus einer bis dahin unauffälligen Person, einen richtigen Kriminellen machten, der im Grunde nichts anderes vorhatte als einen unglücklichen Trade zu korrigieren.

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Nick Leeson – Englischer Ottonormalverbraucher

Nick Leeson
Nick Leeson – (Bildquelle: businessinsider.com)

Nick Leeson war in Wirklichkeit damals ein Durchschnittsbürger, mit einer netten Gattin und einem guten aber nicht überragendem Lebenslauf. Seine Kollegen sahen ihn als einen mittelmäßigen Mitarbeiter mit leicht überdurchschnittlichem Engagement der aus einem normalen Londoner Umfeld kam. Nichts deutet also auf eine Person die wissentlich in so wenig Zeit einen derartigen Schaden anrichten würde.

Auch wenn in der Presse oft die Rede von einem Erzschurken mit bösen Absichten die Rede war, bekam die Öffentlichkeit nach seiner Festnahme einen sehr ruhigen und geradlinigen Kerl zu sehen.

Es gab auch viele Gerüchte, insbesondere in der hektischen Zeit in der auf der Flucht war, dass er innerhalb der Bank einen Komplizen haben müsste, denn es wäre ja unmöglich so eine Aktion in Eigenregie und ohne Hilfe durch zu ziehen. Ein anderes Gerücht war, dass er einen Teil dieser Verluste für Gegenpositionen auf den persönlichen Konten genützt hatte, um damit Millionen auf einem Konto auf einer Steueroase zu machen. Beides stellte sich aber als falsch heraus.

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Schneeflocke entwickelt sich zu Schneeball

Seine betrügerischen Aktivitäten begannen kurz nachdem er 1992 von Barings nach Singapore gesendet worden war um dort den Handel für Derivate zu leiten.
Seine Version bleibt auch heute noch, dass er zu Beginn nur einen Verlust eines jungen Kollegen in der Höhe von 20.000 Pfund decken wollte und deshalb ein eigenes Konto für fehlerhafte Transaktionen einrichtete. Es handelte sich um das Konto mit der Nummer 88888 wo er diesen Trade, dessen Größenordnung für eine Bank einer Schneeflocke gleichkam, auch verstecken sollte.

Wenig später begann er aber öfters dieses Konto selber für fehlgeschlagene Wetten zu nutzen. Alle Trades die verlustreich endeten, wurden in diesem Konto versteckt und überraschenderweise kam von seinen Vorgesetzten niemals eine Anweisung diese Verluste auch ordentlich in der Bilanz zu verbuchen.

Es gab nämlich einen schwerwiegenden Fehler im Organigramm von Barings. Leeson war nämlich in Singapure sowohl für das Trading verantwortlich als auch für das Backoffice und Riskmanagement. Übertragen auf den Fussball-Jargon, war er sowohl Spieler als auch Schiedsrichter. Und diese Konstellation führt zwangsläufig zu schwer zu widerstehenden Versuchungen.

Im Grunde war dieser Desk nur für die Ausführung von Trades für die Klienten der Bank zuständig und sollte daher auch kein Risiko nehmen. Im Banken – Sprech sollte das Bankenhandelsbuch immer „cash-neutral“ sein, wodurch es keinen Unterschied mache, ob der Markt hinauf oder hinunter ginge. Die Bank sollte, ähnlich dem Croupier im Casino, lediglich an den Gebühren verdienen und nicht am Spiel selber teilnehmen.

Unbeaufsichtigt begann aber Nick Leeson anfangs kleine Wetten auf den Nikkei225 zu machen, um die zu diesem Zeitpunkt noch unbedeutenden Verluste wieder gut zu machen noch bevor es seine Vorgesetzten mitbekommen würden.

Die Bank hätte aber eigentlich hellhörig werden müssen, da Leeson immer mehr Kapital beantragte um die größer werdenden Positionen zu finanzieren. Nichts dergleichen geschah aber, da das Management der Bank ganz im Gegenteil davon überzeugt war, eine Geld – Maschine mit Leeson gefunden zu haben.

Als schließlich der Desk nach dem Kollaps der Bank 1995 geschlossen werden musste, fand man jede Menge Tippex, Scheren und Klebstoff die der Hasardeur verwendet hatte um Genehmigungen für seine Trades zu fälschen. Teilweise bedurfte es nicht mehr als Unterschriften seiner Vorgesetzten auszuschneiden und diese auf selber verfasste Faxe aufzukleben und nach London zu senden. Es gab zu dem Zeitpunkt in der Bank einfach so gut wie keine Kontrollmechanismen.

In Wirklichkeit machte Neelson einen fundamentalen Fehler den jeder professionelle Trader wissen muss. Einen schiefgegangenen Trade kann man nicht Retten in dem man schlechtem Geld, gutes nachschmeißt. Er wollte aber der Realität nicht ins Auge sehen und so wuchsen seine Positionen immer mehr an, ohne das elementare Positionsgrößen-Management Kriterien berücksichtigt wurden.

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Erdbeben von Kobe – Der finale Todesstoß

Bis Weihnachten 1994 hatten sich die Verluste bereits auf 280 Millionen Pfund erhöht. Weiterhin war niemand in der Bank zu diesem Zeitpunkt darüber informiert und daher auch nicht alarmiert. Dies wäre eine schwerer Schlag für die altehrwürdige Bank gewesen, bei der sogar die Queen ein Millionenkonto hielt, nicht aber ein existenzbedrohender. Nach dem Erdbeben von Kobe gab aber der Nikkei nochmals signifikant nach und die Verluste stiegen kontinuierlich auf 832 Millionen Pfund.  Dies war der letzte Akt, dieses mehr als zweijährigen Dramas.

Damit hatte die Bank ihr gesamtes Eigenkapital verloren, bekam mehrere Margin Calls und war zahlungsunfähig. Der Vorstand fiel aus allen Wolken, es war aber zu diesem Zeitpunkt schon unmöglich das Ruder doch noch herumzureißen und so übernahmen die Insolvenzverwalter über Nacht die Bank. Sowohl Aktionäre wie auch Anleihehalter verloren ihr Kapital und die Bank wurde geschlossen.  Einzig die Kontoinhaber wurden verschont.

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Fünf Jahre Haft und lebenslanges Berufsverbot

Für Nick Leeson wurde nach seiner Flucht in Frankfurt verhaftet und nach Singapure zurückgesendet, wo er zu 16 Jahre unbedingter Haft verurteilt wurden. Nach nicht mal 5 Jahren wurde er aber nach der Diagnose eines Dickdarm-Krebses im Jahr 1999 freigesetzt.
Seit dem verdient er sich als Buchautor (Rogue Trader, High Speed Money), Redner und interessanterweise in der Schuldnerberatung seinen Lebensunterhalt. Er erhielt zudem auch eine lebenslange Sperre für die Finanzindustrie.
Obwohl er wahrscheinlich der bekannteste Hasardeur ist, haben in den letzten Jahre einige andere professional Trader für wesentlich größere Verluste bei ihren Banken gesorgt. In dieser Serie werden wir uns auch mit ihnen beschäftigen.

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