größte trade aller zeiten

Der größte Trade aller Zeiten. Wir schreiben das Jahr 2007  und in den USA wird die Immobilienblase endgültig platzen. Es ist auch das Jahr in dem die Welt den Begriff Subprime kennenlernt und die Weltwirtschaft in die schlimmste Krise der jüngeren Geschichte schlittert. Andererseits ist 2007 auch das Jahr in dem ein Hedgefonds-Manager gegen den Markt den vermutlich größten Trade aller Zeiten erfolgreich abschließt: John Paulson wettete auf ein Platzen der Blase und verdiente damit rund 15 Milliarden Dollar für seinen Hedgefonds und fünf für sich selber.

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Der größte Trade aller Zeiten –  Arbeitsloser Italiener brachte ihn auf die Idee

John Paulson
John Paulson (Milliardär) – Bildquelle: nypost.com von Anthony J. Causi

Auf die Idee gegen den US-Immobilien Markt zu wetten hat ihn ein bis dahin ziemlich erfolgloser italienischer Wertpapier-Händler gebracht. Sein Name: Paolo Pellegrini. Er war ein Derivate-Händler der bereits bei zwei Investment-Häusern wegen Erfolglosigkeit hinausgeworfen worden war und der nach zwei Scheidungen in Paulson die letze Chance sah, seiner Karriere doch noch die langersehnte Wende zu geben.

Pellegrini verbrachte mehrere Stunden in John Paulsons Büro um einerseits einen Job zu bekommen und gleichzeitig den Hedge-Fond Manager von der deutlichen Überbewertung des US-Immobilienmarkt zu überzeugen.

Pelligrini hatte sich die Entwicklung des Häusermarktes, um die Inflation bereinigt, seit 1975 angesehen und festgestellt dass die Preise bis 2000 im Schnitt 1.4% gestiegen waren. Sie waren aber nach dem Platzen der Internet-Blase und der daraus resultierenden, extrem lockeren Geldpolitik der Fed zwischen 2000 und 2005 um über 7% im Jahr gestiegen.  Die Schlussfolgerung des Italieners war einfach. Die Preise mussten um über 40% fallen um wieder zurück zu ihrer alten Trendlinie zu kehren. 

Pelligrini machte eine weitere Erkenntnis. Nämlich dass die Häuser in der Vergangenheit nach dem Platzen einer derartigen Blase nicht nur stark gefallen waren, sondern zuerst meist sogar weit unter ihrem fairen Wert stürzten und sich erst einige Zeit später wieder stabilisiert hatten.

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Der größte Trade aller Zeiten – Suche nach geeigneten Wertpapieren gestaltet sich schwierig

Mit dieser überzeugenden Präsentation bekam Paolo Pelligrini den Job und er machte sich wenig Zeit später mit dem Hedge-Fond Guru gemeinsam auf die Suche nach geeigneten Instrumenten um aus dieser Hypothese auch entsprechend Kapital zu schlagen.

Es dauerte aber einige Monate bis die beiden letzendlich die richtigen Instrumente fanden um ihre Idee umzusetzen. Sie wollten Hypothekenversicherung kaufen, deren Wert mit steigenden Zahlungsaufällen der Hypotheken steigen würden. Zudem hatten sie auch die Absicht den kleinen Credit-Default Swaps (CDS-Risikoabsicherungsinstrumente) Markt leer zu kaufen.

Beide Wertpapiere-Klassen waren zu diesem Zeitpunkt und nach dem jahrzehntelangen Boom (kaum Zahlungsausfälle) spottbillig. Erst bei einer entsprechenden Immobilienkrise würden sie an Wert zulegen.

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Der größte Trade aller Zeiten – Suche nach geeigneten Investoren gestaltet sich noch schwieriger

Nachdem sie die geeignete Instrumente gefunden hatten, mussten sie nun genügend Investoren finden, die an diesem Ansatz gefallen finden würden. Dies stellte sich aber als wahre Mammutaufgabe, denn wenige Anleger waren zunächst bereit gegen einen Markt zu setzen, der schon seit Jahrzehnten nur in eine Richtung zeigte. Nach Norden.

Es gab Absagen von so prominenten Investoren wie Crestline Investors, dem Harvard University Fund oder der Schweizer Union Bancaire Privee.

Alle scheuten die trotz allem relativ hohen Kosten diesen Trade aufzusetzen (rund 8% jährlich) und sahen eine Immobilienkrise als zu unwahrscheinlich, um die Idee wirklich attraktiv erscheinen zu lassen.

Bis in den Sommer 2006 hatte es Paulson trotz seiner unermüdlichen Versuche lediglich geschafft auf die vergleichsweise mickrige Zahl von $147 Millionen für den neuen Fond zu kommen. Dieses Kapital kam zudem hauptsächlich von Freunden und Verwandten des Hedge-Fonds Managers.

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Der größte Trade aller Zeiten – Schicksalhafter Anruf von Goldman Sachs

Das Schicksal wollte aber dass Josh Birnbaum, ein Top Trader von Goldman Sachs, bei ihm anrufen sollte und um einen Termin bat. Bei diesem brachte es der Goldman Sachs – Jüngling schnell auf den Punkt. Nicht nur dass viele seiner Kunden diese Hypothekarversicherungen kaufen wollten, auch Goldman Sachs selber war interessiert an diesen Deals teilzunehmen. Dies war natürlich eine einmalige Gelegenheit für Paulson, die er auch am Schopf packte.

Mit so einem prominenten Partner an der Seite, stieß Paulson auf ein neues Problem. Wie konnte er genügend Wertpapiere finden um all das frische Kapital in dem kleinen CDS-Markt anzulegen?

Der umtriebige Hedge-Fond Manager beschloss daher Bankenhäuser wie Goldman Sachs, Bear Sterns und Deutsche Bank zu fragen, ob sie nicht interessiert wären, eigene Pakette mit besicherten Hypothekarschuldverschreibungen (Collaterlized Debt Obligations) für ihre Kunden zu begeben. Gegen diese sollte Paulson dann wetten.

Dieser Abmachung mit einigen der führenden Investmenthäusern war nichts Neues. Viele der von Investmentbanken kreierten Wertpapier-Pakette werden ständig an Kunden (Privat und Institutionelle) vertrieben und haben als Gegenpart risiko-geneigte Hedge Fonds.

Einige der geschädigten Investoren sollten dennoch nach dem Platzen der Blase Paulson vorwerfen, dass seine Handlugen indirekt zur Implosion des Immobilienmarktes geführt hätten und dadurch tausende Investoren geprellt worden seien.

In Summe hatte es Paulson geschafft, dank dieser neuen Wertpapier-Pakette, über $5 Milliarden auf ein Fallen des Marktes setzten können. Schon wenig später sollte sich sein Mut und Weitsicht bezahlt machen.

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Der größte Trade aller Zeiten – Die Dominosteine fallen und der Rubel beginnt zu rollen

Anfang 2007 kam es zu den ersten Zahlungsausfällen am Immobilienmarkt und die Registriekasse beim US-Fonds begann sofort laut zu klingeln.

Paulson & Co, wie der Hedge Fonds heißt, hatte in diesem Jahr mehrer Monate mit hohen zweistelligen Zugewinnen. In Summe hat er über 15 Milliarden Dollar mit diesen Wetten gemacht, $500 Millionen alleine mit einem einzelnen Tranche.

Verlierer waren nicht nur kleine Investoren und Banken, auch die Deutsche Bank musste einen dreistelligen Millionenverlust hinnehmen, da es viele dieser Wertpapiere nicht rechtzeitig an den Mann gebracht hatte und diese nun auch auf dem eigenen Handelskonto führen musste.

Für Paulson machte es aber keinen Unterschied wer letzendlich auf der Gegenseite stand. Selber machte er nämlich mit einer einzelnen Trading-Idee in Summe knapp fünf Milliarden Dollar an Gewinn. In der Geschichte der Finanzmärkte gilt dies ohne Zweifel als der größte Trade aller Zeiten!

 

Anhang: In der Zwischenzeit, und nach der in der Geschichte einmaligen Geldflut durch die globalen Zentralbanken, hat Paulson mit seinem Fond mehrere Milliarden in Gold investiert.

Bislang noch mit bescheidenem Erfolg. Es wäre aber alles andere als überraschend, wenn Paulson einmal mehr als Letzter lachen würde.