5 milliarden euro verzockt größter verlust trader

Geld verzockt, aber wessen Schuld ist es wenn es deine Aufgabe ist so viel Geld wie möglich zu machen? In 2008 verlor Societe Generale rund €4,9 Milliarden in 3 Tagen nachdem sie gigantische Positionen einer ihrer Trader – Jerome Kerviel – entdeckt hatte. Lesen Sie hier einen weiteren Fall eines jungen Mannes der im Alleingang eine traditionsreiche Bank fast in den Ruin trieb.

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Jerome Kerviel Gigantische Positionen dank gefälschter Konten

In 2008 sah es so aus als ob Jerome Kerviel (sein Buch) alleine gehandelt hätte. Er hatte ohne Zustimmung seiner Vorgesetzten Positionen im Wert von unvorstellbaren €50 Milliarden aufgebaut. Dies war weit mehr als seine erlaubten Trading-Limits. Geschafft hat er dies, indem er gefälschte Konten errichtet hat mit denen er andere Trades die im System der Bank waren, wieder ausglich.
Dadurch hatte er es geschafft am Risiko-Management vorbei, massive Positionen aufzubauen, welche die Marktkapitalisierung der Bank um ein Vielfaches übertrafen. In 2010 wurde er wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von 3 Jahren in Frankreich verurteilt. Seine geheimen Wetten, stellten damals noch den größten bis dahin bekannten Bankbetrug dar, und neben der Haftstrafe wurde er auch dazu verurteilt, den gesamten Schaden in Höhe von €4,9 Milliarden an die Bank zurückzuzahlen. Natürlich war Letzteres symbolisch gemeint und wurde auch wenig später revidiert.

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Geld verzockt – Jerome Kerviel ´s Fall

Jerome Kerviel
Geld verzockt – Jerome Kerviel im Gericht nach seiner Verurteilung – Bildquelle: picturesdotnews.com

Jerome Kerviel kam 2000 zum französischen Investmenthaus Societe Generale, wo er die ersten Jahre eine relativ trockene Position im Back Office der Bank übernahm. Wenngleich die Rolle nicht besonders spannend war, verhalf sie ihm dabei die Systeme der Bank und deren Schwächen genau kennen zu lernen. Dies sollte ihm einige Jahre später behilflich sein. 2002 wurde er dann in den Handelsraum transferiert, wo er als Händler zunächst ziemlich gute Ergebnisse für die Bank erzielte.

Es dämmerte ihm aber bald, dass er noch besser abschneiden könnte, wenn er ganz einfach die Positions-Limits im Intraday-Handel ganz einfach ignorieren würde, da diese im Risiko-Buch der Bank nicht aufschienen. Er entdeckte auch dass er seine wahre Positionsgröße verstecken konnte, indem er fingierte Trades in das System eingab, die vom System als Gegenpositionen zu seinen eigentlichen Positionen gesehen wurden.

Bei den Gerichtsverhandlungen hat Kerviel niemals geleugnet unautorisierte Trades eingegeben zu haben. Er bestand aber darauf dass seine Vorgesetzten bei Soc Gen durchaus im Bild gewesen seien, aber Aufgrund der anfänglichen Gewinne und mit Blick auf die jährlichen Boni, ein Auge zugedrückt hätten. Zudem argumentierte er, dass es für eine Person alleine unmöglich gewesen sei, so eine riesige Positionsgröße aufzubauen, ohne dass es in der Bank aufgefallen wäre. Dazu waren aus seiner Sicht die Risiko-Management-Systeme zu ausgeklügelt. Auch andere Trader bei der Bank hätten des öfteren die internen Limits unter Mitwissenschaft ihrer Vorgesetzten mehrmals verletzt.
Die Tatsache dass er nicht wie viele andere seiner Kollegen aus einer der Pariser Elite-Universitäten kam und noch dazu aus einer einfachen Arbeiterfamilie stammte, hatte auch dazu geführt dass er bezüglich seiner Trading-Limits mehrmals diskriminiert wurde.
Des weiteren behauptete Kerviel dass er nicht nur bezüglich seiner Positionsgrößen klar benachteiligt wurde, sondern auch bei der Auszahlung der jährlichen Boni.

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Jerome Kerviel – 300.000€ Bonus erschienen ihm zu wenig

Im ersten Jahr als Trader hatte er ein Grundgehalt von €48.000 und auch nach beeindruckenden Gewinnen für die Bank hatte er im Vergleich mickrige €300.000 Bonus statt der erwarteten €600.000 erhalten. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung lebte er in einer bescheidenen Ein-Zimmer-Wohnung und besaß nicht einmal ein Auto. Der Polizei erklärte er, dass er wegen seines familiären Backgrounds wenig Anerkennung in der Bank genoss und daher so bescheiden hausen musste.

Die Investment-Bank argumentierte hingegen stets, dass Kerviel ein Einzeltäter sei, der die internen Systeme durch sein gutes Wissen ausgehebelt hatte. Das Geld verzockt hat er aus Verbitterung wegen einer entgangenen Beförderung im Jahr davor.

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Berufung am Höchstgericht

Seit seiner Verurteilung, hat Kerviel bereits zwei Mal bei der französischen Justiz berufen. Im zweiten Berufungsverfahren hielt die Verurteilung von 3 Jahren unbedingt, die Verpflichtung den Schaden in Höhe von €4,9 Milliarden zurückzuzahlen, wurde aber fallen gelassen. Aus Sicht des Richters hatte sich Soc Gen durch die laxe Anwendung von Positionsgrößen-Richtlinien sowie professionellem Risiko-Management, für einen Großteil selber zu verantworten .

Angesichts der Unvermeidbarkeit des Haftantritts unternahm Jerome Kerviel vor der Inhaftierung noch eine Reise zum Papst, einem ausgesprochenen Kritiker der Macht der Finanzmärkte am täglichen Leben, und traf sich dort mit diesem. Bei diesem Treffen versprach er dem Papst, seinen Fall und sein Wissen zu nützen, um gegen diese dominierende Position der Finanzindustrie nach seiner Haftentlassung zu kämpfen.

War er noch mit dem Flugzeug angereist, unternahm er den Rückmarsch zu Fuß. Dabei wurde er von Journalisten aus der ganzen Welt begleitet, die dies für Interviews und Einblicke in das Seelenleben dieses glücklosen professional Traders nutzten. Am 19. Mai 2014 stellte er sich der französischen Polizei gerade noch rechtzeitig bevor der Richter einen europäischen Haftbefehl beantragen musste.

Gl.

Geld verzockt –  Kerviel, egozentrischer Hazardeur oder Symptom aus den Fugen geratenen Systems?

Aus rechtlicher und moralischer Sicht, bleibt es aber mehr als zweifelhaft, ob ein einziger Mann für diesen Schaden zu verantworten ist. Speziell seit dem Ausbruch der Finanzkrise kam vieles über die Praktiken in den globalen Investmenthäusern ans Tageslicht, die dieses Verhalten Kerviels eher in die Kategorie „normal“ rücken lassen. Aus dieser Perspektive erscheint Kerviel nicht wie ein boshafter Hasardeur, sondern wie ein glückloses Symptom eines pervertierten Anreizsystems bei dem professional Trader und Bankmanager kein persönliches Risiko mehr eingehen, dafür aber im Erfolgsfall reichlich entlohnt werden.

Er dürfte damit nicht mehr als das Gesicht des seit der Finanzkrise berühmt-gewordenen Mottos: „Privatisieren der Gewinne und Sozialisieren der Verluste“ sein.