lebensversicherung tot

Soll man überhaupt noch eine Lebensversicherung abschließen? Oder gar die Lebensversicherung kündigen? Es werden immer mehr Lebensversicherungen begeben die mit den traditionellen Policen und ihrem attraktiven Garantiezins wenig Gemeinsamkeiten haben. Ein historisch noch die da gewesenes Zinsumfeld und teilweise aufgeblähte Verwaltungsapparate machen den Lebensversicherern schwer zu schaffen. Wir analysieren für sie die Zukunft eines der beliebtesten Vorsorgeprodukte der Deutschen. Soll man die Lebensversicherungen kündigen?

 

„Versicherungs-Feind“ Mario DraghiM.

Auf Mario Draghi sind die wenigsten Assekuranzen im Moment gut zu sprechen. Die radikalen Schritte welche die EZB in den letzen Monaten eingeleitet hat und welche bereits die deutschen Sparer via Spareinlagen schwer getroffen haben, drohen nun auch bei den klassischen Lebensversicherungen für Ungemach zu sorgen. Kaum einer gelingt es momentan nämlich die Garantiezinsen einzuspielen und so werden die über Jahrzehnte aufgebauten Reserven langsam angeknabbert. Früher hingegen sprudelten die Erträge über dem Garantiezins nur so. Versicherungsnehmer konnten lange Zeit nämlich von drei zusätzlichen Ertragsquellen profitieren. Neben dem Garantiezins gab es noch reichlich Zins-, Risiko- und Kostenüberschüsse. Dies hat die klassische Lebensversicherung bei weitem zum beliebtesten Vorsorgeprodukt der Deutschen gemacht. Jetzt aber scheinen diese Zeiten vorbei zu sein und alle drei Quellen versiegen gleichzeitig. Am meisten wiegt hier mit Sicherheit die Zinsflaute. Viele Fragen sich: Soll ich die Lebensversicherung kündigen?

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Sicherheitspolster schwindet – Lebensversicherung kündigen?

Konnten Versicherer über Jahrzehnte bequem von der Differenz zwischen dem Garantiezins und der Umlaufrendite (= Durchschnittssatz aller im Umlauf befindlichen deutschen Staatsanleihen) leben, ist dieser Sicherheitspolster zur Gänze verschwunden und so liegt heute die Umlaufrendite teilweise sogar deutlich unterhalb der Inflationsrate. Insbesondere der Altbestand an Verträgen die noch mit einem Garantiezins von zwischen 3,5 und 4% abgeschlossen wurde, macht den Assekuranzen schwer zu schaffen.

In der Zwischenzeit ist der Garantiezins sogar nur mehr knapp oberhalb der 1%- Marke angelangt. Tendenz weiter fallend.

Diese Entwicklung hat bei den Versicherungen einen Teufelskreislauf ausgelöst. Einerseits müssen sie bei niedriger laufender Verzinsung und einem hohen Anteil an Altverträgen die eigenen Reserven anknabbern, andererseits sorgt der derzeitige Garantiezins von nur 1,25% verständlicherweise für weniger Begeisterung bei Neukunden und daraus abgeleitet, fallenden Abschlüssen.

Diesen Kreislauf versuchen die Assekuranzen mit teilweise aggressiveren Veranlagungsstrategien und insbesondere mit dem Vertrieb neuer Produktangeboten zu durchbrechen. Bislang verlangen deutsche Versicherungen nämlich, im Gegensatz zu ihren britischen Pendants zum Beispiel, überwiegend in Renten und rentenähnliche Instrumente. Bis zu 90% sind in sichere Staatsanleihen, Pfandbriefe oder Hypotheken investiert. Sogar der Anteil von Unternehmensanleihen ist vernachlässigbar klein. Und dies bei im europäischen Vergleich höchsten Garantiezinsen.

Die Investmentstrategien so ohne weiteres zu ändern ist aber nicht so einfach, denn Versicherungen unterliegen einem engen regulatorischen Korsett. Lebensversicherungen wurden ja ursprünglich als sichere Vorsorgeprodukte entworfen und dies ist nicht ohne weiteres mit einem hohen Aktienanteil im Deckungsstock vereinbar.

Zudem treten ab 2016 noch europaweit die Solvency 2 Richtlinien in Kraft, welche die Assekuranzen zwingen für ihre langfristigen Verpflichtungen mehr Kapital bereit zu stellen. Je riskanter die Veranlagung desto mehr Eigenkapital muss dann auch unterlegt werden. Das bedeutet wiederum einen noch höheren Anteil an risikolosen und daher auch niedrigverzinsten Wertpapieren mit der Folge einer noch niederen laufenden Gesamtverzinsung. Dies wiederum erhöht den Bedarf an Eigenkapital welches in risikolose Staatsanleihen investiert werden muss… und so dreht sich die Spirale weiter und weiter.

Diese Problematik dürfte sich zudem auch noch weiter verschärfen da die Anzahl der hoch verzinsten Anleihen im Portfolio immer weiter abnimmt und durch neue mit kleinem Coupon ersetzt wird. Speziell die brustschwächeren Assekuranzen könnten deswegen in den nächsten Jahren schwere Problem bekommen.

 

Szenario – Analyse: Wenig Grund zur Hoffnung – Lebensversicherung kündigen?

Für die Versicherungen ist derzeit auch kein einziges Szenario in Sicht welches ihre Situation dramatisch verbessern könnte.

1.Szenario: Zinsen verharren langfristig auf niederem Niveau

Sollten die Zinsen im Euro – Raum tatsächlich noch mehrere Jahre auf diesem Niveau verharren, werden Kundenansprüche reduziert werden müssen. Dies wäre kommerziell mit Sicherheit heikel, juristisch aber lösbar. In diesem Fall würden die Versicherer alle angesparten Überschüsse für den Altbestand verwenden wodurch kaum noch Raum bliebe die neuen Verträge über der sehr niedrigen Überschussbeteiligung aufzustocken.

2.Szenario: Rasanter Anstieg des Zinsniveaus

In diesem Szenario würden sich natürlich die Zinserträge wieder erholen. Dies würde jedoch langsam passieren, weil ja ein Großteil des Deckungsstockes in langfristige Anleihen angelegt wurde und dieser nur langsam (sinnvoll) rolliert werden kann. Auch würden sich noch zwei weitere Probleme aus dieser Situation ergeben. Durch den gewaltigen Bestand an älteren Anleihen mit niederen Coupons, würde die Durchschnittsverzinsung des Gesamtportfolios unter jene des am Markt erzielbaren Zinses fallen. Dies hätte zur Folge dass die Anreize neue Verträge abzuschließen zum überwiegenden Teil wegfallen würden. Ein weiterer negativer Effekt eines raschen Anstieges des Zinsniveaus wäre dass die stillen Reserven des (Anleihe)-Portfolios damit verschwinden würden. In Summe ein ebenfalls, zumindest kurz- bis mittelfristig, problematisches Szenario. In diesem Szenario und bei neueren Verträgen kann es die Lebensverischerung kündigen die beste Option ist.

3.Szenario: Gradueller Anstieg der Zins

Dies wäre ohne Zweifel das angenehmste Szenario für die Versicherungen. Die angesprochenen Schwierigkeiten bei einem radikalen Anstieg könnten deutlich abgemildert werden (Marktzins, Bewertungsreserven etc) und auch die Kundenakquise wäre um einiges einfacher als im Szenario 2. Obwohl der Garantiezins in diesem Fall nicht dramatisch ansteigen würde, könnten die Assekuranzen marketingtechnisch auf die Sicherheit und Robustheit im Laufe der Jahrzehnte hinweisen.

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Neue Versicherungsmodelle

Da die Versicherungsunternehmen egal bei welchem Szenario von keiner raschen Erholung des klassischen Lebensversicherungsmodells ausgehen, arbeiten sie fiebrig an Alternativen. Besonders die Zinsgarantie scheint ihnen dabei angesichts der jüngst erlebten Probleme ein Dorn im Auge zu sein und so erwägen wie sie das (Zins)-Risiko auf den Kunden abzwälzen können.  Dies soll in erste Linie mit dem kompletten Wegfall des Garantiezinses geschehen und lediglich mit einer Kapitalgarantie ersetzt werden.

Das heißt dass in diesen Produkten nur mehr die eingezahlten Beträge garantiert werden, nicht aber zukünftige Erträge. Die Überschussbeteilung sollen in diesem Fall, die am Markt erzielbaren Erträge darstellen.

Speziell die zwei Schwergewichte Ergo und Allianz tüfteln schon länger an der Verfeinerung dieser Modelle um diese für Neukunden möglichst schmackhaft zu machen.

Diese Vertäge würden bei vorteilhafter Marktentwicklung gut abschneiden, machen aber gleichzeitig die zukünftige Altersvorsorge komplett unberechenbar, was grundsätzlich der Idee der Lebensversicherung widerspricht. Auch wenn man nicht die alte Lebensversicherung kündigen sollte, würden wir vor Neuabschlüssen abraten.

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Häufige Zweifel – Lebensversicherung kündigen?

Wir haben uns auch die häufigst gestellten Frage im Zusammenhang mit der Lebensversicherung angesehen und diese für sie beantwortet.

Wie funktioniert die Lebensversicherung überhaupt?

Bei der Kapital-Lebensversicherung zahlt der Versicherungsnehmer über mehre Jahre (oft Jahrzehnte) Beiträge. Der Versicherer zieht von diesen Beiträgen den Verwaltungsaufwand sowie die Kosten für den Todesfallschutz ab und legte die Differenz fast ausschließlich an den Finanzmärkten an (fast ausschließlich weil zum Beispiel immer mehr Infrastrukturprojekte finanziert werden). Für den Sparanteil gilt (noch) der Garantiezins. Liegen die erwirtschafteten Zinsen über dem Garantiezins, bekommt der Versicherungsnehmer eine Überschuss – Beteiligung, welche aber von den Versicherern nach eigenem Ermessen bestimmt wird.

Kann der Garantie-Zins restringiert werden?

Grundsätzlich nicht. Der vertraglich fixierte Garantie-Zins gilt über die gesamte Vertragsdauer. So steht es auch in der Deckungsrückstellungsverordnung (§2 Abs. 2 S.1 DeckRV). Mit rechtlichen Spitzfindigkeiten könnten es die Lebensversicherungen zwar probieren, dies würde aber bei den Millionen Versicherungsnehmern in Deutschland eine Welle der Empörung auslösen und könnte das Ende der Lebensversicherung bedeuten.

Verluste mit der Lebensversicherung? Lebensverischerung kündigen? 

Real und aufgrund der (zukünftigen) Inflation ist nicht auszuschließen dass mit Lebensversicherungen Geld verloren wird. Nominell bekommt der Versicherungsnehmer jedenfalls die eingezahlten Beträge mit Sicherheit immer zurück. Wie hoch aber die tatsächliche Verzinsung über die Laufzeit ausfällt, wird sich erst am Vertragsende herausstellen. Je länger die Niedrigzinsphase anhält, desto mehr ist davon auszugehen dass es höchstens beim Garantiezins bleibt.

Wie lange schaffen es die Assekuranzen es noch?

Noch geht dieses Spiel gut, die Frage bleibt aber wie lange noch? Es ist in absehbarer Zeit nicht von einer dramatischen Wende in der globalen Zinsentwicklung auszugehen. Speziell brustschwächere Assekuranzen mit vielen Altverträgen und wenig Neukunden, könnten daher in den nächsten Jahren schwere Probleme bekommen. Auch die Aufsichtsbehörden sind alarmiert und schreiben immer dickere Kapitalpölster vor, um so vor möglichen Problemen gewappnet zu sein. Diese Medizin verschärft aber kurzfristig die Problematik noch zusätzlich (siehe oben). Die Lebensversicherer versuchen sich mit neuen Produkten die komplett ohne Garantie-Zins auskommen Luft zu verschaffen. Diese flexibleren Produkte sind aber bislang auf gemischte Resonanz bei den Deutschen gestoßen und dürften sich wenn überhaupt nur langfristig positiv auswirken.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) empfiehlt seinen Mitgliedern mit den über die Jahre gebildeten Reserven vorsichtig umzugehen und den Bestands– Mix Richtung niederer Garantie – Zinsen bzw. flexibleren Versicherungsprodukten zu adjustieren. Beides wird nicht so einfach sein, da jüngste Umfragen zeigen dass immer weniger bundesdeutsche Lebensversicherungen für ein geeignetes Instrument zum Vermögensaufbau und für die Altervorsorge halten.

Was soll ich mit meiner Lebensversicherung tun? Lebensversicherung kündigen?

Auch wenn das Vertrauen in das beliebteste Vorsorgeprodukt der Deutschen zu Recht derzeit schwer angeschlagen ist, bleibt es für die Hauptzielgruppe, nämlich den Kleinsparern, ein weiterhin sinnvolles Veranlagungsinstrument. Speziell für jene Verträge die in den 90er- Jahren oder kurz nach der Jahrtausendwende abgeschlossen wurden und Garantie – Zins – Versprechungen von 3,5 – 4%  enthalten. Die im Moment vergleichbaren Alternativen, seien es deutsche Staatsanleihen oder Sparkonten, werfen nämlich noch weniger ab.

Zudem ist ein vorzeitiger Ausstieg meistens auch richtig teuer. Die Stornogebühren machen im Schnitt zwischen fünf und zehn Prozent aus. Daneben werden auch noch die Provisionen und Verwaltungskosten vom Rückzahlungsbetrag abgezogen wodurch unter dem Strich in vielen Fällen ein Minus herausschaut.

Wer aber absolut aus seinem Versicherungsvertrag aussteigen möchte oder muss, der sollte eher einen Verkauf der Versicherung unter Aufrechterhaltung des Risikoschutzes ins Auge fassen. Policehändler zahlen im Schnitt rund 15% mehr als die Versicherung selber für den Rückkauf. Zudem bleibt der Todesfallschutz bis zum Auslaufen des Vertrages gewährleistet.

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Fazit

Die goldenen Zeiten bei Lebensversicherung wo man über die gesamte Laufzeit eine attraktive Verzinsung erzielen konnte sind vorbei. Auch die Finanzkraft der Lebensversicherer hat unter der generellen Zinsflaute gelitten und eine Trendumkehr ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.

Wir schlagen daher eine gemischte Veranlagungsstrategie mit einer extrem sicheren Säule, die natürlich auch aus einer Lebensversicherungen bestehen kann, zusammen mit einem aktiveren Ansatz bei dem der Sparer seinen Vermögensaufbau selber in die Hand nimmt.

Diese Mischung sollte es möglich machen einen (finanziell) sorgenfreie Lebensabend zu verbringen. Good-bye Sorgen.

Erzählen Sie uns wie Sie für ihren Lebensabend vorsorgen und ob Sie die Lebensversicherung kündigen wollen!